Japanische Akupunktur
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Fast jeder kennt heute Akupunktur. Dabei denken wir aber meistens an die bei uns
sehr beliebte chinesische Akupunktur, auch TCM genannt. Die Japanische
Akupunktur ist den meisten noch kein Begriff, dabei ist es eine Methode, die es
lohnt sie kennenzulernen.
Worin unterscheidet sich nun die japanische
von der chinesischen Methode? Eine Akupunkturbehandlung nach TCM-Methode sieht
im Allgemeinen so aus, dass man untersucht wird und im Anschluss die
Akupunkturpunkte „genadelt“ werden. Dann liegt man etwa 20 Minuten und am Ende
werden die Nadeln wieder entfernt.
Bei der japanischen Methode ist dies ganz
anders. Als Beispiel nehmen wir einen Patienten, der unter Sodbrennen leidet.
Vor der Behandlung erfolgt, wie in der TCM, eine genaue Untersuchung und
Befragung. Danach untersucht man die Reflexzone des Magens. Ist diese
druckempfindlich oder verhärtet, bestätigt dieser Befund auch auf energetischer
Ebene, was uns der Patient an Symptomen geschildert hat. An dieser Stelle der
Behandlung geschieht etwas, das die Japanische Akupunktur von der TCM
unterscheidet. Der Akupunkteur sucht nämlich jetzt den Akupunkturpunkt, der die
Beschwerden lindern soll, indem er ihn abtastet und gleichzeitig überprüft, ob
die Beschwerden der Magenzone sich gebessert haben. Bringt der Akupunkturpunkt
den gewünschten Effekt, wird er „genadelt“. Gleichzeitg können wir in der Regel
davon ausgehen, dass sich eine entscheidende Besserung für den Patienten ergibt.
Diese Vorgehensweise hat aus meiner Sicht
einige sehr große Vorteile. Einerseits kann der Patient miterleben, wie die
Akupunktur wirkt. Andererseits gibt es für den Behandler kein „Rätselraten“
mehr, ob seine Diagnose richtig war oder nicht. Der Körper des Patienten teilt
uns augenblicklich mit, ob die Behandlung Erfolg haben kann oder nicht.
Daraus ergibt sich aber auch ein Unterschied
im Ablauf der Behandlung: Der Akupunkteur versucht mit einem ständigen Wechsel
von Behandlung und Diagnose, das „Qi“ (Qi=Lebensenergie) des Patienten zu
harmonisieren und zu stärken. Nach jeder Maßnahme wird deren Erfolg
augenblicklich überprüft und solange korrigiert, bis der Erfolg sich einstellt.
Ein weiterer Vorteil der
japanischen Akupunktur ist die Sanftheit der Methode. Im Gegensatz zur TCM
werden deutlich dünnere Nadeln benutzt und diese werden oberflächlich gestochen.
Dadurch ist die japanische Akupunktur fast vollkommen schmerzfrei.
Zusammengefasst lässt sich japanische Akupunktur als sehr
sanfte und gleichzeitig außerordentlich präzise und effektive Heilmethode
bezeichnen.
Shonischin Behandlung für Kinder
Shônishin (jap. shôni = Kleinkind, shin =
Akupunkturnadel)
ist eine nicht-invasive
Akupunkturmethode, die vor ca. 250 Jahren in
Japan zur
Behandlung von Kindern entwickelt wurde. Anstelle von Nadeln wird mit stumpfen
Instrumenten gearbeitet. Diese werden an bestimmten Reflexzonen,
Meridianabschnitten und
Akupunkturpunkten am Rumpf und an den
Extremitäten
zur linearen Streichung, zum Drücken oder Klopfen verwendet, um eine leichte
Stimulation hervorzurufen. Shônishin bietet zahlreiche nicht invasive
Behandlungstechniken, die das zu behandelnde Kind nicht ängstigen. Ziel dieser
„Kinderbehandlung“ ist es, den Fluss der Lebensenergie zu harmonisieren und
damit die Kinder in ihrer Entwicklung zu stärken, Krankheiten vorzubeugen bzw.
über die Aktivierung der Selbstheilungskräfte zur Heilung von Krankheiten
beizutragen. Das Indikationsspektrum reicht von
Allergien über
Infektanfälligkeit, Haut- und Verdauungsproblemen bis hin zu psychischen und
neurologischen Störungen.
Vorteile
Der spezielle therapeutische Effekt dieser Therapieform besteht darin, dass
Shonishin regulierend auf die Besonderheiten der kindlichen Entwicklung,
insbesondere auf das zentrale Nervensystem einwirkt. So ist diese Behandlung
besonders bei Neugeborenen und Säuglingen bis hin zu Kindern im Einschulalter
bei einer Vielzahl von Störungen und Erkrankung ausserordentlich wirkunsvoll.
Kombination mit anderen Behandlungsformen
Auch bei Vorliegen einer Spastik, z.B. im Rahmen einer Hemiparese, ist die
Kombination mit manuellen Behandlungsformen erforderlich, ebenso ist die
Kombination Shonishin mit Manualtherapie bei Kopfschmerzen oft sinnvoll. Durch
diesen Behandlungsansatz, bei dem beide Ebenen berücksichtigt werden, nämlich
die körperlich-strukturelle und die energetische Ebene, werden weitestgehend
Rückfälle in die vorher bestehende Fehlhaltung vermieden. Dabei ist eine
insgesamt nur ein- bis dreimalige Behandlung im Abstand von jeweils zwei Wochen
notwendig (dies gilt nicht bei Vorliegen einer Spastik – hier muss deutlich
langfristiger behandelt werden!). Die vom Kinderarzt verordnete erforderliche
physiotherapeutische Behandlung kann durch die Shônishin-Behandlung zeitlich
abgekürzt werden.
Nebenwirkungen
Da diese Therapieform - unter Beachtung der Kontraindikation Fieber - ohne
jegliche Nebenwirkung und dazu noch absolut schmerzlos ist, scheint sie geradezu
massgeschneidert auf die Bedürfnisse, Beschwerden und Erkrankungen von
Kleinkindern und Kindern zu sein. Dies zeigt auch der hohe Stellenwert, den
Shonishin in Japan als Kindertherapieform einnimmt.
Anwendungsbereiche
Säuglinge:
Schlafstörungen
Verdauungsbeschwerden
Sehr unruhige Säuglinge
Asthma
Kleinkinder:
Schlafstörungen
Verdauungsbeschwerden
Chronische Beschwerden
Verhaltensauffälligkeiten
Bettnässen
Asthma
Schulkinder:
Schlafstörungen
Verdauungsbeschwerden
Chronische Beschwerden
Verhaltensauffälligkeit
Bettnässen
Angstzustände
Kopfschmerzen
Essstörungen
Konzentrationsprobleme
Motivationsmangel
Emotionale Unausgeglichenheit
Asthma
Häufigkeit der Behandlung
Bei funktionellen Beschwerden wird Shônishin in der Regel ein bis zweimal pro
Woche, in seltenen Fällen auch täglich durchgeführt; die Behandlung von
Asymmetrien findet im Zwei-Wochen-Rhythmus statt.
Japan (Kampo-Medizin) Wie auf anderen Gebieten hat
Japan auch in der
Heilkunde seine zivilisatorischen Wurzeln in China. Mit der – ab 600
einsetzenden und bis 894 andauernden – regelmäßigen Entsendung von
Gesandtschaften nach China, kam auch die chinesische Medizin auf die japanischen
Inseln. Die älteste medizinische Schrift japanischer Herkunft datiert auf die
Zeit kurz vor der Jahrtausendwende (Ishinpo - 医心方; 982 –
Heian-Zeit,
794 – 1185, Kyoto als Hauptstadt) Zur Ausbildung einer eigenen Richtung, zu der
der Kampo-Medizin, kam es aber erst ab dem 16. Jahrhundert. Zunächst gingen neue
Anstrengungen von einem Arzt aus, der China bereist und sich dort mit dem
aktuellen Stand der Medizin vertraut gemacht hatte. Er brachte die Medizin mit,
die als Errungenschaft der Zeit der
Jin-Yuan-Dynastieen
galt: eine rund 250 Jahre dauernde Periode, die für den Reisenden damals selber
schon bald 100 Jahre zurücklag. Dessen Sohn richtete eine Klinik ein und
gründete mit Erfolg eine Schule. Diese wurde bald in Flügelkämpfe verwickelt. Im
17. Jh. (Beginn der
Edo-Zeit, 1603
– 1867, Hauptstadt ist Tokyo) fanden sich Ärzte zusammen, die sich mit der neu
importierten Medizin nicht zufrieden gaben und auf eine historisch viel ältere
Medizin zurückgriffen: diejenige des Shang Han Lun... derjenigen Abhandlung
also, die durch Kälte verursachte fiebrige Erkrankungen unter klinische
Beobachtung gestellt hatte. So standen sich der Flügel, der sich für die Medizin
der jüngsten Vergangenheit einsetzte (後世派), dem Flügel der Befürworter für eine
sehr alte Medizin (古方派) gegenüber. Hier die Vertreter hochentwickelter
Verfahrensweisen, frisch aus China importiert, da die Vertreter der Renaissance
einer alten Richtung, deren Glanzzeit schon ein Jahrtausend oder länger her ist.
Der „Flügel der alten Manier“ hat den historischen Erfolg für sich entschieden
und die Kampo-Medizin begründet.. Der Import entwickelter Techniken brachte auch
den Import der ihnen zugrunde liegenden Anwendungsmodelle mit sich. Insbesondere
das
Fünf-Funktionskreise-Modell spielte eine mächtige Rolle. Für die Vertreter
der alten Manier verlor es an Bedeutung. Man kam ohne es aus. Ein positivistisch
gestimmter Aufklärungsgeist verbarg sich im Plädoyer für die Anfänge. Mit der
Öffnung
Japans Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die hergebrachte Medizin einem
scharfen Wind ausgesetzt. Zu den neuen Regelungen von Seiten staatlicher
Instanzen gehörten: Wer als Arzt praktizieren will, muss sich die Erlaubnis
durch den Nachweis holen, dass er sich im Handwerk der aktuellen westlichen
Medizin auskennt, der deutschen übrigens an erster Stelle. Dem dienten die neu
gegründeten Universitäten. Wer also nur seine Erfahrung im Heilen mit
hergebrachten Methoden vorweisen konnte, war zum Heilen nicht mehr berechtigt.
Er wurde ausgeschieden aus dem Verband staatlich anerkannter Ärzte. Was aber
nicht zum Absterben der Kampo-Medizin führte. Es hat sich ein Widerstand gegen
den Ausschließlichkeitsanspruch der modernen westlichen Medizin erhalten. Es gab
Bestrebungen, die Ärzte nach ihrer Approbation zum Arzt in westlicher Medizin
eine Zusatzausbildung in Kampo-Medizin machen zu lassen. Mit gewissem Erfolg:
1976 wurden Kampo-Produkte kassenfähig. Viele Apotheken führen eine mehr oder
minder große Palette an chinesischen Rezepturen. An städtischen und privaten
Kliniken Ärzte zu finden, die auch in Kampo-Medizin ausgebildet sind, ist in der
Regel möglich. Eine eigene Welt bildet die Akupunktur. Personell und
institutionell ist sie von der Kampo-Medizin faktisch getrennt. Die Behandlung
mit Arzneidrogen ist ganz in den Händen von approbierten Ärzten, diejenige mit
Nadeln hingegen in denen von Therapeuten, die sich auch auf die Techniken des
Massierens und weiterer manueller Verfahren verstehen. Entsprechende Praxen –
oft im Stil einer kleinen Klinik mit einem oder zwei Dutzend Mitarbeitern
ausgestattet – sind flächendeckend vorhanden und voll in das Gesundheitswesen
integriert. Auch als Patient einer Pflichtkasse kann man mit direktem Gang zum
Therapeuten, ohne sich zuerst bei einem Arzt ein Überweisungsschreiben holen zu
müssen, Leistungen in Akupunktur oder Massage einfordern. Zum Begriff „Kampo-Medizin“
(漢方医学)ist nachzutragen: Der Begriff kam erst auf, als es galt, die einheimische
Medizin gegen die westliche Medizin abzugrenzen. „Kampo“ bedeutet „chinesisches
Verfahren“, wobei das Zeichen für China (kan -> 漢) das Bild von einem alten,
vergangenen China hervorruft. Das Begriffsfeld ist nicht präzise abgegrenzt.
Manchmal bezeichnet der Begriff das ganze Arsenal an Verfahren, das zur
Anwendung kommt, auch Massage, Akupunktur und Diätetik. Häufig aber beschränkt
er sich auf das Feld der Therapie mit Arzneidrogen.
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